Artefuckts!_Alternative Fakten und stichhaltige GerüchtTitel: Mogsnypolium speciosum N.H.

Skulpturen aus Papier, Farbe, Stoff und Wachs | 2019

Erfunden? Gefunden? Narrative und Geschichten als letzte Lockerung, Ausgangspunkt und Verortung experimenteller Arbeiten und neuer Ideen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Werk-Idee zur Geschichte oder die Geschichte zur Werk-Idee führt. Im Zentrum steht vielmehr die Freiheit eines selbst geschaffenen Kontextes, in dem folglich nichts „falsch“ sondern immer nur richtig sein kann, und der dabei jene höchstmöglich befreite und schöpferische Atmosphäre schafft, aus der ebenso frei künstlerische wie experimentelle Ergebnisse und Werke hervorgehen können.
Geschichten zu erfinden und zu erzählen ist so alt wie die Menschheit selbst. Geschichten schaffen Erklärungsmuster hinsichtlich der Welt, uns selbst und darüber hinaus. Geschichten tradieren Erfahrungen, Erkenntnisse und geben kulturelle Identifikation. Geschichten können uns komplexe Inhalte in all ihrer Ambivalenz erlebbar machen und als Spiegel dazu beitragen, uns selbst zu begreifen.
Als Schöpfung unserer Phantasie, die über uns hinausgehen und uns an imaginäre (Sehnsuchts-) Orte und Schauplätze bringen, vermögen uns Geschichten zudem von uns selbst zu entführen und uns davon zu enthemmen, immer in den gewohnten Bahnen zu denken – auf diese Weise bringen sie uns auf neue Ideen, erschließen uns spielerisch neue Zugänge auf unser kreatives und schöpferisches Potential und helfen uns, über liebgewonnene Materialien und Techniken hinauszudenken.
Und genau darum ging es in der Lehrveranstaltung „Erschließung experimenteller Felder“.
Entsprechend dieser Vorgabe und der Entwicklung individueller narrativer Rahmenbedingungen zu Beginn, repräsentieren die Ergebnisse schließlich also „Artefakte fiktiver Kulturen, Lebensformen, Rituale, methodischer Zugänge und Geschichten“
Artefakte, die sich über ihrer Funktion als „Lockerung“ hinaus, aber auch als hochaktuelle Kritik jenen „alternativen Fakten“, „stichhaltigen Gerüchten,“ und „fake news“ gegenüber präsentieren, die die Welt heute an den Rand rationeller Argumente bringen.
Darüber hinaus ist die Ausstellung als „Sammlung“ von Artefakten und ihren Narrativen als kritisches postkoloniales Zitat jenen „Wunderkammern“, Kuriositätenkabinetten“ und „anthropologischen Zur-SchauStellungen“ gegenüber zu lesen, wie wir sie seit der Frühphase der Museumsgeschichte kennen und die zum Teil bis heute existieren.
Insofern will auch unsere „Wunderkammer“ zum Schauen, Lachen, und Staunen anregen – als „punkige“ Wunderkammer aber eben auch zum kritischen Nachdenken.

(Text von Daniel Zaman, Quelle: http://www.textileforce.at/artefuckts_alternative-fakten-und-stichhaltige-geruechte-kultureller-nachweise/ )
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Entstandene Arbeit:
Die Mogsnypolium speciosum N.H. zählt zur Gattung der Baumwoll-Magnolien. Das hier ausgestellte Exemplar umfasst zwölf Blütenblätter in den Stadien I – VI, 4 Hülsenfrüchte in den Stadien II – VI, drei Fruchtschalen in den Stadien V – VI sowie eine Frucht. Die Pflanzenteile wurden im Oktober 2018 gefunden, der Fundort ist geheim, da die Pflanzengattung seit langem als vollständig ausgestorben gilt.

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